Woddow - Ortsteil der Gemeinde Stadt Brüssow
Aktuelle Einwohnerzahl 109
Historisches:
Woddow, ein typisches uckermärkisches Bauerndorf, liegt 4 km südöstlich von Brüssow auf dem westlichen Höhenzug der Randowniederung. Eine breite Durchgangsstraße (Wollschow-Bagemühl) verbindet die rechts und links liegenden Gehöfte und Einzelhäuser. Früher, bis 1965, prägten 2 Enten- und Gänse-Pole (Schmeddpol und Burpol) das Dorfbild. Heute gähnen durch Kriegseinwirkungen entstandene Baulücken. Es gibt keinen selbstständigen Bauernhof mehr. Die Moränenzüge der Eiszeit haben hier eine Ortshöhe von 34 m geschaffen. Vorgeschichtliche Funde in der Feldmark, Hünengräber im Walde der Randowniederung in Richtung Wollschow weisen bis in die Steinzeit und römische Eisenzeit zurück. Nach Abwanderung der germanischen und keltischen Stämme im 3. Jahrhundert nimmt man die Gründung der slawischen Siedlung an, etwa 5. – 7. Jahrhundert. Im Zuge der Ostkolonisation um 1000 – 1200 (Heinrich I, Otto I, später Albrecht der Bär) wird auch das Gebiet um Woddow errichtet. So auch die Woddower Kirche (um 13. Jahrhundert) als Bau aus mächtigen Feldsteinwänden, eine typische Bauart der Wehrkirchen.
Die erste schriftliche Erwähnung Woddows ist aus dem Jahre 1416 bekannt. 1416 war Woddow Wohnsitz der von Lindstedt, 1437 Wohnsitz der von Buch, 1449 des von Hufe sowie 1469 Wohnsitz derer von Schwaneberg. Nach dem Konkurs der Schulenburg in Löcknitz wird durch Urkunde des Kurfürsten Albrecht Achilles vom 01.06.1471 von Buch im Amt Löcknitz eingesetzt. Wechselseitig ist die Geschichte Woddows. Besonders arg betroffen war Woddow auch vom dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. 1651 sind in Woddow von den vormals 14 Bauern und 7 Kossäten nur noch 2 Bauern und 2 Kossäten übrig geblieben. 1662 wird mit einem Schulneubau begonnen. Im Jahre 1671 wird Woddow im Zuge von Prozessauseinandersetzungen aus dem Amt Löcknitz herausgelöst und fällt an Brandenburg. Es wird damit in die Siedlungspolitik des Großen Kurfüsten einbezogen. Um den Wiederaufbau des im dreißigjährigen Krieg verwüsteten Dorfes zu fördern und der bedrohlichen Entvölkerung zu begegnen, werden auch in Woddow die nach Brandenburg ins Land gerufenen Hugenotten angesiedelt. Im Jahr 1932 kaufte Otto von Birkenstedt das Rittergut von Herrn von Arnim-Kröchlendorf ab.
1930 lebten in Woddow 387 Einwohner, per 31.12.2005 sind es nur noch 116 Einwohner.
Woddow wurde durch die Kampfhandlungen an der Hauptkampflinie Randowtal in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges besonders schwer getroffen. Ständig stand der Ort unter Beschuss. Ende April 1945 begann die Flucht aus Woddow. Am Abend des 26. April wurde Woddow von den sowjetischen Truppen eingenommen. Als Anfang Mai die ersten Woddower wieder in ihr Dorf zurückkehrten, fanden sie acht zerstörte Häuser, sieben zerstörte Ställe und sieben zerstörte Scheunen vor. Die Kirche und die Brennerei waren ebenfalls getroffen worden. Es gab kein Haus, das nicht durch Einschüsse beschädigt war. Nach der Bodenreform erhielten in Woddow 52 Neubauern Land. Am 08. Oktober 1945 nahm der Lehrer August Brandt den Schulunterricht wieder auf. Erster Bürgermeister nach dem Krieg wurde Max Schimmelpfennig sen. Der heutige Bürgermeister Joachim Vöcks ist der 14. Bürgermeister seit 1945.
1952 wurde die 1. LPG „Karl Marx“ gegründet, die aber schon im Jahre 1953 wieder aufgelöst wurde. Durch „Bäuerliche Arbeitsgemeinschaften“, die als Form einer gegenseitigen Hilfe dienten, war ein besserer Einsatz der spärlich vorhandenen Technik möglich. Am 01.04.1953 gründete sich die LPG „Junge Garde“ (Typ III), die im Jahre 1954 die ehemalige ÖLB mit übernahm. Ihr Vorsitzender war zu dieser Zeit Gustav Devantier. 1957 besaß die LPG 84 Mitglieder und bewirtschaftete 770 ha Land. 1949 wurde die MTS gegründet, in deren Mitte sich ein Traktorenstützpunkt etablierte. Im Jahre 1959 erfolgte der Bau eines Brigadestützpunktes an der Straße nach Bagemühl. Am 01.01.1960 ist Woddow ein vollgenossenschaftliches Dorf mit der LPG „Junge Garde“ Typ III. Sie besitzt 126 Mitglieder sowie 947 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Vorsitzender war Genosse Ernst Knoll. 1969 wurde die Kooperationsgemeinschaft (KOG) Woddow mit Sitz in Menkin aus folgenden LPG`n gebildet: Spartakus Wollschow-Menkin, Junge Garde Woddow, Neues Leben Bagemühl, Friedrich Engels Battin, Philipp Müller Grünberg, Goldener Morgen Trampe. 1972 tritt die LPG Woddow wieder aus der KOG aus. Ihr Vorsitzender war Horst Keil. Am 01.01.1976 wurde die LPG „Tierproduktion Friedrich Engels“ Bagemühl mit den Orten Woddow, Bagemühl, Battin, Grünberg, Trampe und am 01.08.1978 die LPG „Pflanzenproduktion“ Bagemühl gegründet.
So sehr auch die deutsche Einheit von den Woddowern begrüßt wurde, für viele wurde die Wendezeit zu einer schweren Zeit. Besonders für in der Landwirtschaft arbeitenden Bürger gab es einen harten Rückschlag. Das Gespenst der Arbeitslosigkeit rückte immer näher. Die ersten Arbeitslosen wurden durch ABM noch über Betriebe abgefangen. Eine Reihe von ehemaligen Genossenschaftsbauern gingen in den Vorruhestand bzw. Altersübergang. Doch auch die ersten Veränderungen blieben nicht aus. So freute man sich, als die Brüssower Straße aus Fördermitteln neu gebaut werden konnte. Die Friedhofshalle wurde neu gestaltet, und am 22.05.1993 erfolgte die Einweihung des Wanderweges Wollschow-Woddow-Bagemühl. An der Herstellung wirkten auch ABM-Kräfte aus Woddow mit. Der 1. Amtsfeuerwehrtag am 2. Oktober 1993 fand anlässlich des 60. Jahrestages der Gründung der Woddower Feuerwehr in der Gemeinde statt. Seit dem 20.04.1994 liefert Woddow auch Trinkwasser über eine Leitung in die Gemeinde Bagemühl. Im August 1996 erfolgte der Abriss eines Gebäudes in der Dorfstraße. Dort entstand das Haus der Begegnung für die Woddower Bürger, das aus Mitteln der Investitionspauschale sowie aus Mitteln der Gemeinde errichtet wurde. Nachdem der Woddower Kindergarten geschlossen wurde, besuchten die Kinder des Ortes die Kindertageseinrichtungen der Gemeinde Wollschow bzw. Grünberg. Nun besuchen die Kinder die Kindertagesstätte in Brüssow, da beide Einrichtungen zum 30.06.2005 geschlossen wurden.
Die Gutsanlage wurde zwischen 1760 und 1801 errichtet. Neben dem Gutshaus gehörten das Wirtschaftsgebäude, das Kavaliershäuschen und der Park mit Teepavillon und Taubenhäuschen zum Anwesen. Das Gutshaus ist im Barockstil erbaut. Auf der Rückseite des Teepavillons befindet sich ein Eiskeller, der damals die Funktion eines Kühlschranks übernahm. Im Schlosspark befand sich eine aus Backsteinen erbaute Grabkammer. 1933 wurde alles an die Familie Birkenstedt verkauft, später wurde Wohnraum geschaffen, die Verkaufsstelle und die Gaststätte zogen ein, Büroräume wurden hergerichtet. Mit den Jahren war diese unter Schutz gestellte Anlage dem Verfall preisgegeben. Das Anwesen ist jetzt Privatbesitz.
Am 31.12.2001 schloss sich die ehemals selbstständige Gemeinde und andere Gemeinden zur neuen Stadt Brüssow zusammen und ist seit dem ein Ortsteil von Brüssow.